Geriatrisches Rehaklinikum Chemnitz
Ein besonderes Erlebnis für alle Beteiligten war die gemeinsame Fortbildungsveranstaltung unseres Schulprojektes und BPA. Wir besuchten das idyllisch gelegene Klinikum in Chemnitz mit vielen Ideen und Vorschlägen im Gepäck.
Der Termin stand schon sehr lange fest. Vielleicht kamen genau deswegen so viele Interessierte. Die Organisatorin war selbst erstaunt. Wir begrüßten Pflegende, Krankenschwestern, Physiotherapeuten und später auch Angehörige von Patienten.
Es ging gleich mit einer praktischen Übung los. Vor dem Seminarraum wurden Simulationsbrillen ausgereicht. Die Teilnehmenden kamen herein und mussten sich einen Platz suchen. Die kleinen Unsicherheiten waren schnell vergessen, weil alle mitmachten. Wie wichtig für uns das Hören ist, zeigten wir mit einer weiteren Aufgabe. Ein tickender Kurzzeitmesser musste gefunden werden, jedoch ohne zu sehen.
Für den Umgang mit Patienten gibt es viele kleine Tricks, welche wir demonstrierten. Dabei tauschten wir spontan die Rollen. Ich konnte plötzlich sehen und zeigte mit Romy, wie eine blinde Person geführt wird, wie man ohne Knotenbildung die Tür öffnet und, was täglich vorkommt, einen Sitzplatz zeigt. Lachen löste unser Beispiel aus, wie man es eben nicht macht, aber leider immer wieder vorkommt. Kennzeichnenden Hilfsmitteln, Abzeichen, Armbinde, Langstock und Führhund gaben wir ebenfalls viel Raum, klärten auf und beantworteten Fragen.
Nicht immer ist ein deklariertes Hilfsmittel vorhanden. Wie man dennoch helfen kann, zeigte unsere letzte Aktion. Hier ließen sich gleich meherere wichtige Themen unterbringen: kontrastreiches Gestalten und Kommunikation. Wie finde ich einen weißen Lichtschalter auf weißer Wand? Zum Beispiel mit leuchtendem Klebestreifen. Zwei Personen setzten sich, wieder mit Simulationsbrille, an unseren gedeckten Tisch und sollten herausfinden, was optimiert werden könnte. Helles Geschirr auf hellem Tisch, dunkles auf einer dunklen Unterlage. Es wurde schnell klar, den Kontrast nutzen, indem die Geschirrteile getauscht werden. Nicht so leicht mit eingeschränkter Sicht. Aber es klappte sofort, als sich beide besprachen, welcher Gegenstand zuerst den Platz wechselt.
Wir erhielten viel Dank und Anerkennung und das Infomaterial wurde begeistert mitgenommen.
Zwei Termine in Kamenz
Unser Schulprojektteam gestaltete jeweils eine Doppelunterrichtsstunde in mehreren dritten Klassen. Am ersten Tag waren es die Klassen 3 C und 3 A. In beiden erwarteten uns etwa 28 Kinder und eine Lehrerin. Die erste Gruppe vergaß beinahe das Frühstück, als der fröhliche Hund den Raum betrat. Die Kinder hatten so viele Fragen und hätten dafür am liebsten ihre Hofpause geopfert. Wie immer war alles spannend, was es auszuprobieren gab. Sehr schnell fanden alle auch mit den Simulationsbrillen ihren Sitzplatz. Und am Ende wurde sogar für uns gesungen, ganz zauberhaft!
Wir wechselten dann in die 3 A. Es waren die 5. und 6. Unterrichtsstunde. Hier zeigte sich ein völlig anderes Bild. Es kamen nur wenige Fragen, aber die Brailleschrift auf der Tafel und mit der Punktschriftmaschine machte allen Spaß. Für Kennzeichnen im Straßenverkehr und Alltagshelfer blieb ebenfalls viel Zeit.
Eine Woche später waren Lissi und ich wieder vor Ort und trafen während der Frühstückspause ein. Die Wiedersehensfreude war groß, aber uns verschlug es in einen ganz anderen Bereich. Die Klasse 3.1 hat ihren Raum im Keller. 13 aufgeweckte und wissbegierige Kinder erwarteten uns. Und so starteten wir schon vor dem eigentlichen Unterrichtsbeginn. Zwar war die Gruppe klein, trotzdem haben wir gar nicht alles geschafft. Nicht einmal der Blindenführhund kam zum Einsatz, außer zum Streicheln. Wir nahmen uns Zeit für die praktischen Momente: Brailleschrift, gehen mit Langstock, sprechende Hilfsmittel. Selbst die Lehrerin staunte, welches Wissen bei den Kindern bereits vorhanden ist.
Die Jüngsten, so neugierig!
Ein sehr schönes Erlebnis für alle sollte unser Besuch in der Kita „Schlaumäuse“ werden. 17 Kinder im Vorschulalter und etwas jünger und zwei Erzieherinnen erwarteten uns gespannt auf der Dachterrasse ihrer Einrichtung. Zum Glück schenkte uns die Sonne auch ein paar wärmende Strahlen.
Als Lissi fröhlich schwanzwedelnd ankam, war direkt das Eis gebrochen und ein lockeres Gespräch entstand. Sofort wurden viele Fragen gestellt und immer wieder mit dem Hund gekuschelt.
Unsere anderen Hilfsmittel kamen auch gut an. Wie man blind mit einem Stock seine Gegend erkundet, wurde gern ausprobiert. Die sprechende Uhr und ein Gerät, welches Farben erkennt, brachte alle irgendwie ehrfürchtig zum Staunen. Das es direkt Armbinden für Kinder gibt, gefiel auch den Begleiterinnen. Wie wichtig das Tasten ist zeigten wir mit einem Spiel, wo viele Materialien zum Einsatz kommen. Und aus welcher Richtung rollt der Klingelball zu mir? Auch unsere nützliche Brailleschrift war Thema, zunächst mit einem zauberhaften Buch für die Kleinsten. Alle Kinder wussten, wie der Wolf heult, ein Schaf blökt oder Regentropfen klingen.
Mit dem Braillelego wurden Namen und kurze Worte gelegt. So schnell vergingen 90 Minuten. Wir hatten gemeinsam so viel Spaß, dass keiner wirklich im Garten spielen wollte. Lissi wurde immer wieder gedrückt und in den Arm genommen wie ein großes Kuscheltier. Im Herbst dürfen wir wiederkommen, sind in der nächsten Vorschulgruppe fest eingeplant.